100 Jahre Vhs: „Weimarer Erklärung“ bzw. „Hofer Erklärung“

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Unsere Welt verändert sich ständig, und die Taktfrequenz nimmt zu. Neue Entwicklungen erreichen in immer kürzeren Zeitabständen alle Lebensbereiche. Wir, die Volkshochschulen in Deutschland, die heuer ihr 100-jähriges Bestehen feiern, können nicht alle diese gesellschaftlichen Probleme lösen. Aber wir bieten mit unseren Programmen und Weiterbildungskursen Hilfestellungen, damit die Menschen in einer zunehmend komplexer werdenden Welt den Durchblick behalten und ihr Leben eigenverantwortlich und sinnvoll gestalten können. Die VHSsen haben anlässlich dieses Jubiläumsjahres bei der Tagung des Deutschen Hochschulverbandes (DVV) sowie des bayerischen Landesverbandes (bvv) öffentliche Erklärungen abgegeben. An beiden Veranstaltungen nahm auch unsere Geschäftsführerin Gudrun Reißer teil. Auszugsweise werden die „Weimarer Erklärung“ bzw. „Hofer Erklärung“ widergegeben.




Bei der 73. Landestagung und Mitgliederversammlung des Bayerischen Volkshochschulverbandes (bvv) in Hof an der Saale wurde eine sog. • „Hofer Erklärung“ verabschiedet. Darin heißt es unter anderem:
Volkshochschulen sind seit ihrer Gründung vor 100 Jahren Orte der Bildung und der Demokratie. Denn sie fördern mit ihren Angeboten in allen Programmbereichen die gesellschaftliche Teilhabe unterschiedlicher Menschen und setzen demokratische Lehr-und Lernformen ein. In Zeiten wachsender Gefährdung der Demokratie, der Erosion des aufgeklärten, humanistischen Wertekanons und des wachsenden Rechtspopulismus brauche es eine Stärkung der politischen Bildung, auch an Volkshochschulen. „Dabei inspiriert uns das neu erwachte politische Engagement vieler, auch vieler junger Menschen, die sich für ein demokratisches Miteinander, für das europäische Friedensprojekt und für den Umwelt-und Klimaschutz einsetzen“, heißt es weiter.

Demokratie braucht Menschen, die wissen, wie Demokratie funktioniert, von ihrem Wert überzeugt sind und sich für ihre Gestaltung einsetzen. Demokratie will immer wieder neu gelernt werden. Diese Erkenntnis stand am Anfang der 100-jährigen Geschichte der Volkshochschulen und war der Hauptgrund für deren Wiedergründung nach dem Nationalsozialismus. Die Herausforderungen sind nicht geringer geworden. Volkshochschulen sind gute Orte, um globale Zusammenhänge und lokales Handeln zu verbinden.

Unser Verständnis politischer Bildung schließt die historisch-politische Bildung, die Förderung von gesellschaftlicher Teilhabe und Integration, die Umweltbildung und Medienkompetenz mit ein. Die Aufgaben umfassen beispielsweise, • eine zeitgeschichtliche und historisch-kritische Auseinandersetzung mit Ideologien wie dem Nationalsozialismus zu fördern. • über Fake News und sog. alternative Fakten aufzuklären und die eigene Urteilskraft des Einzelnen zu stärken. • über Klimawandel und die politischen und individuellen Möglichkeiten, diesen zu beeinflussen, zuverlässig zu informieren. • ein Verständnis von und für Integration zu wecken, sowohl bei Neuzugezogenen als auch in der Aufnahmegesellschaft. • die Chancen und Risiken der Digitalisierung aller Lebensbereiche sachlich abzuwägen und auch unter ethischen Gesichtspunkten zu reflektieren.

Volkshochschulen sind u.a. auch deshalb besonders geeignete Orte für politische Bildung, weil „sie nicht selber Partei ergreifen, sondern Menschen dazu befähigen wollen, sich eine Meinung zu bilden, eigene Interessen zu formulieren und das Gemeinwesen mitzugestalten“. Sie motivieren und unterstützen Menschen, die sich zivilgesellschaftlich/ehrenamtlich vor Ort engagieren oder für die ein Engagement bisher nicht selbstverständlich ist.

Die Delegierten der Volkshochschulen aus allen Bundesländern trafen sich zur Mitgliederversammlung in Weimar, der Stadt, in der die Nationalversammlung der Weiterbildung im Jahr 1919 Verfassungsrang gab. Die Volkshochschulen stellen das Jubiläumsjahr nicht nur unter das Motto „zusammenleben. zusammenhalten“, sondern die Delegierten verabschiedeten eine gemeinsame Erklärung, die sog. • „Weimarer Erklärung“. Aus dieser wird nachfolgend auszugsweise zitiert:

„Volkshochschulen treten ein für mehr Chancengerechtigkeit und für eine gezielte Förderung von weiterbildungsfernen und gering qualifizierten Gruppen. Diese Aufgaben sind von grundlegendem öffentlichen Interesse und benötigen nicht nur stabile Förderstrukturen, sondern auch eine Weiterbildungskultur, in der eine breite Grundbildung für alle als Querschnittthema einen festen Platz hat. Wir fordern, dass die nachhaltige Förderung der Grundbildung zu einem zentralen Baustein der Nationalen Weiterbildungsstrategie für die nächsten 10 Jahre gemacht wird.“

„Volkshochschulen wollen und können mit generationenübergreifenden und spezifischen Angeboten die Teilhabe für alle Bevölkerungsgruppen in der digitalen Welt ermöglichen. ... Wir fordern, den notwendigen Erwerb digitaler Kompetenzen für alle Bevölkerungsgruppen und für alle Phasen der Bildungsbiographie zu realisieren. Der Digitale Wandel muss auch in der allgemeinen und beruflichen Weiterbildung gefördert werden.“

Weitere Punkte der Erklärung beziehen sich auf das Zusammenleben mit Menschen in Not und Integration von Zugewanderten sowie haben ein klares Bekenntnis zur Demokratie als Inhalt. Wörtlich: „… zum Engagement und zum Streit bereit.“

Neue bvv-Vorstände in Hof vorgestellt (v. l.): Barbara Stamm (Präsidentin), Gudrun Reißer (Aufsichtsrat), Dr. Regine Sgodda, Dr. Christian Hörmann und Prof. Dr. Klaus Meisel (Aufsichtsrat).
Gudrun Reißer konnte bei der Tagung in Weimar sowohl mit Annegret Kramp-Karrenbauer, der Präsidentin des Deutschen Volkshochschul-Verbandes, wie mit deren Amtsvorgängerin und heutigen DVV-Ehrenpräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth einen Meinungsaustausch führen.

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